Preis und Wert machen Fleisch und Milch keinesfalls preiswert

Was sind sie uns wert?

Seit wir mit den Fleischpaketen in die Direktvermarktung eingestiegen sind, prasseln wahnsinnig viele Eindrücke, Gedanken und Gespräche auf uns ein.

Fleisch wert Geschwisterkalb niederfelder biohof
Fleckvieh-Kreuzung und Geschwisterkalb

Für uns waren unsere Tiere schon immer besonders. Natürlich! Das muss so sein und alles andere wäre bedenklich!

Da wir nun alle Tiere selbst aufziehen, sie wachsen sehen und viele Stunden mit ihnen verbringen, sind noch ganz andere Gedankengänge hinzugekommen…
Wir möchten, dass sie endlich echte Wertschätzung erfahren. Dass ihre Geburt und ihre Schlachtung einen Sinn hat. Wir möchten die Erzeugnisse unserer Tiere, ob es nun Milch oder Fleisch ist, an bewusste Verbraucher weitergeben. An all diejenigen, die diese Tiere auch besonders finden. Die damit einverstanden sind, wie wir sie aufziehen, sie füttern und unter welchen Bedingungen sie leben.

Hört sich schön und gut an? Ja, solange es Verbraucher gibt, die sich genauso damit identifizieren wie wir es tun. Die bereit sind, den gerechten Preis für ein gutes Stück Fleisch zu bezahlen. Denen es vielleicht nicht nur um das Fleisch an sich geht, sondern die verstehen, dass hinter dem Stück Fleisch ein ganzes Hofkonzept steht, das auf ein hohes Tierwohl ausgerichtet ist.

Es ist wahrscheinlich kein Geheimnis, dass im Ökolandbau geringere Erträge eingefahren werden. Genauso ist es auch mit der Tierhaltung. Im Milchbereich geht die Milchmenge deutlich zurück und im Fleischbereich nehmen die Tiere langsamer zu. Das ist kein Jammern, sondern wir wollten es so und fühlen uns damit wohl. Nur wollen wir damit verdeutlichen, warum das Endprodukt einen hohen Preis erzielen muss. Andernfalls ist „bio“ zum Scheitern verurteilt. Von der kuhgebundenen Kälberaufzucht im Milchviehbetrieb ganz zu schweigen…

Was ist es uns wert?

Auch wenn wir uns jetzt unpopulär machen: tierische Erzeugnisse werden generell viel zu günstig verkauft. Für einen landwirtschaftlichen bzw. tierhaltenden Betrieb bleibt dabei so wenig übrig, dass man den Tieren wenig Komfort bieten kann ohne sich im wahrsten Sinne des Wortes völlig zu verausgaben… und das ist einfach nur absurd!
Denn im Endeffekt haben die Landwirte die allermeiste Arbeit mit dem Tier und die größten Ausgaben für dessen Wohlergehen. Ganz abgesehen von der immensen Verantwortung. Warum sollte dann bei einem viel zu niedrigen Preis für das Kilo Fleisch bzw. den Liter Milch auch noch mehr als die Hälfte des Erlöses im Handel stecken bleiben, der sich mit der Aufzucht der Tiere wenig bis gar nicht beschäftigt?

Warum? Eine zentrale Frage, die uns umtreibt und der wir Antworten bieten möchten, indem wir durch unsere Art der Direktvermarktung gegensteuern.

Wir haben unsere Preise deshalb so gewählt, dass wir unsere Tiere mit einem guten Gefühl schlachten lassen können. Damit unser Metzger seinen gerechten Lohn für hervorragendes Handwerk bekommt, das Tier als Ganzes wertgeschätzt wird und wir das Hofkonzept für alle Tiere aufrecht erhalten können.

Es gibt günstigeres Bio-Fleisch, keine Frage. Denn es gibt immer für jeden etwas und das ist gut so. Wir sind aber eben nicht nur im Fleischbereich angesiedelt. Nein, wir sind ein Milchviehbetrieb, der den Geschwisterkälbern eine Heimat gibt und den Kälbern den Kuhkontakt ermöglicht. Die Kosten und der Aufwand im Milchviehbereich sind definitiv anders als bei der reinen Fleischerzeugung. Wer sich also bewusst für ein Fleischpaket unserer Tiere entscheidet, entscheidet sich auch aktiv für eine neue und eigentlich alte (weil ursprüngliche) Art der Tierhaltung im Milchbereich.

Lippenbekenntnisse zählen hier nicht.
Diese Entscheidung trifft jeder für sich.

Und wenn wir etwas verraten dürfen: auch bei uns gibt es nicht jeden Tag Fleisch. Wenn es jedoch Fleisch gibt, dann freuen wir uns so richtig darauf. Wir reden nochmal über das Tier und seine Besonderheiten. Wir begutachten das Fleisch im Rohzustand und genießen zusammen das zubereitete Essen. Ganz bewusst!

Bio-Rindsrouladen vom Niederfelder Biohof

Was sind wir uns wert?

Ja, für uns ist Fleisch definitiv ein Luxusgut und keine alltägliche Normalität!

Wir erfahren und spüren jeden Tag, dass nicht nur die Aufzucht, Haltung und Fütterung der Tiere wirklich arbeits- und kostenintensiv ist… wir sollten uns immer wieder ganz bewusst ins Gedächtnis bringen, dass für unsere Ernährung und vor allem für unseren Genuss ein Tier gestorben ist!

Dieser Wert ist eigentlich unbezahlbar!

Vor allem aber darf es nie zur Selbstverständlichkeit werden, dass Fleisch zu jeder Zeit günstig zu haben ist! Dazu gibt es kein Recht!

Und genau deshalb sind die Fleischpakete bunt gemischt. Die Zusammenstellung ist unverhandelbar. Ganz oder gar nicht. Jedes Stück Fleisch muss seine Wertschätzung bekommen, denn Filet-Tiere gibt es nicht. Ein Tier besteht aus vielen verschiedenen Fleischstücken und aus jedem Stück lässt sich etwas Leckeres zubereiten!

Wir bieten jedem an jederzeit zu uns auf Hof zu kommen. Es gibt keine bessere Grundlage für wichtige Entscheidungen, als sich direkt vor Ort ein Bild zu machen, ins Gespräch zu kommen und dann abzuwägen: brauche ich wirklich jeden Tag günstig oder freue ich mich auf ab und zu hochwertig und bewusst? In sich gehen, seinen Gefühlen zu vertrauen und aus den gewohnten Mustern auszubrechen, erfordert Mut und Tatendrang!

Fleisch wert Geschwisterkalb niederfelder biohof
Kreuzung Holstein-Weiß-Blauer-Belgier und Geschwisterkalb beim Hofspaziergang

Wahnsinn oder Unsinn?

Nahrung ist neben Wasser und Luft unsere Lebensgrundlage. Allerdings stecken wir mittlerweile im Lebensmittelwahnsinn. Überfluss und Bequemlichkeit bestimmen den Sinn der heimischen Landwirtschaft. Das muss aber nicht so sein. Es ist Zeit unbequem zu werden! Und das fängt damit an, zum Bauern zu fahren und zu erfragen: „Was ist es mir wert?“

Nachdenkliche Worte.
Zeit zum Durchatmen.

Bist du bereit nachzuspüren?

Wir freuen uns auf eure Meinung oder euren Besuch!

Euer

2020 Niederfelder Biohof

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