Mit der Umstellung zum Bio-Betrieb haben wir den Sprung ins kalte Wasser gewagt. Manche Dinge waren uns natürlich bewusst. Wir konnten uns das gut vorstellen und uns entsprechend einrichten. Andere Dinge sind uns erst mit der Zeit bewusst geworden. Eine ganz wichtige Aufgabe ist u. a. die Kitzrettung während der Grasernte geworden.
Gras, Kitze & der Frühsommer
Vor der Umstellung zum Bio-Betrieb hat unsere Fütterung hauptsächlich aus Futter- bzw. Silomais bestanden. Das ist im Grunde genommen recht einfach. Die einmal stattfindende Ernte liegt nämlich im Spätsommer. Alle Wildtiere wurden bereits geboren und sind in der Lage sich selbst in Sicherheit zu bringen.
Seit der Umstellung besteht unsere Fütterung allerdings hauptsächlich aus Gras. Und hier liegt der Knackpunkt. Stimmt die Niederschlagsmenge, wird während der Vegetationsphase eigentlich konstant gemäht und geerntet. Das wiederum ist gerade beim ersten Schnitt sehr heikel. Meist liegt dieser Zeitpunkt nämlich in der Setzzeit der Rehkitze.
Egal ob wir nun den ersten Schnitt ins Silo fahren oder täglich Grünfutter holen, es bleibt eine Gefahr für die neugeborenen Kitze. Anfangs sind wir jede Fläche vor jeder Mahd mühsam abgelaufen. Das ist nicht nur ein riesiger Aufwand sondern auch nicht zu 100% sicher, da wir natürlich nicht jeden Quadratmeter einsehen können.
Hilfe von der Jägervereinigung
Das hat sich geändert, als wir vor drei Jahren auf die Jägervereinigung Offenburg e. V. “Kitzrettung Ortenau“ aufmerksam wurden. Ein Anruf genügte, selbst am Vortag der Mahd, und wir konnten die Flächen endlich zuverlässig absuchen. Die Jäger brauchen lediglich die Luftbilder der Flächen um Zufahrten einzusehen und Flugpläne zu erstellen.
Frühmorgens, kurz nach Sonnenaufgang, ist der Temperaturunterschied zwischen der Erde und den Kitzen am deutlichsten. Dann erkennt die Wärmebildkamera an der Drohne die Wildtiere am zuverlässigsten. Wird ein Kitz gefunden, setzen wir es vorsichtig an den Rand der Fläche und decken es bis zum Ende der Mahd zu. Danach lassen wir es wieder frei, damit die Ricke es findet. Optimalerweise liegt zwischen dem Fundzeitpunkt und dem Freilassen max. 3-4 Stunden. Die Flächen, auf denen Kitze liegen, werden also als erstes gemäht.
Schaut euch gerne auch die ausführlichen Infos auf der Seite der Kitzrettung Ortenau an.
In den vergangenen Jahren haben wir nicht nur zusammen mit den Jägern, sondern auch durch das Ablaufen viele Kitze aufspüren können.
Kitzrettung kostenlos
Die Arbeit der Jäger ist für uns Landwirte kostenlos. Es ist lediglich mit einem zeitlichen Aufwand verbunden. Dieser ist allerdings sehr viel geringer als selbst alles abzusuchen. Und natürlich ist die Wärmebilddrohne sehr viel zuverlässiger. Am Vortag senden wir also die Flächen zu, telefonieren kurz bezüglich Treffpunkt und Uhrzeit zur Suche und los geht’s.
Wir freuen uns wirklich sehr über das Engagement der Jäger und freiwilliger Helfer sowie die gute Zusammenarbeit. Mittlerweile wissen wir welche Flächen von den Rehgeißen bevorzugt aufgesucht werden. Und auch im Frühjahr ist absehbar wo sich besonders viele Rehe aufhalten. Wir können nun beruhigt mähen und das ist neben einer optimalen Futterqualität und ertragreichen Ernte das Wichtigste.
Sobald die letzten Kitze geboren wurden und nach ca. 14 Tagen selbständig davonlaufen können, ist auch die größte Gefahr vorbei und alle weiteren Schnitte sind etwas einfacher.
Natürlich freut sich die Jägervereinigung über eine Spende für ihre Arbeit sowie vielen Landwirten, die vor der Mahd Bescheid geben. Zusammen ist es schnell, einfach und sicher. An dieser Stelle schon einmal vielen Dank!
Euer